OTZ vom 24.April 2010 , Pößneck und Umgebung

Das Erinnern weiterreichen

Internationales Gedenken in Langenorla zum 65. Jahrestag des Weltkriegs-Ende


 

Von OTZ-Redakteurin Sandra Hoffmann  

Kleindembach. Für etwa 2000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ist das Porzellanwerk in Kleindembach in den Jahren des Zweiten Weltkrieges Quartier gewesen. Mit Jugendlichen aus Holland und Belgien war es ab 1940 belegt. Danach waren hier französische Kriegsgefangene, die vorwiegend bei Bauern dienten, später waren Belgier und Slowaken, die im Rüstungswerk Reimahg im Walpersberg bei Kahla arbeiteten, untergebracht. Viele dieser Zwangsarbeiter büßten ihre Gesundheit und ihr Leben ein. 152 tote Slowaken sind in einem Massengrab auf dem Friedhof in Kleindembach begraben. Drei italienische Buchenwald-Heftlinge wurden während des Tqdesmarsches der Häftlinge des KZ Buchenwald Anfang April 1945 in der Flur Langenorla erschossen.

Im Zeichen des Gedenkens der Toten und der Überlebenden der Verbrechen des Zweiten Weltkrieges steht das Fest der Völkerverständigung, das in der Gemeinde Langenorla am 8. Mai und damit exakt am 65. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa und dem Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus begangen werden soll. Der Jahrestag war der Gemeinde zugleich Anlass, das Fest in diesem Jahr mit einem internationalen Jugendcamp zu verbinden.

„Das Erinnern muss wie ein Staffelstab an die nächsten Generationen weitergereicht werden", begründet Georg Graven, Bürgermeister der Gemeinde


 

       Programm in Langenorla

- Donnerstag, 6. Mai, bis Sonntag, 9. Mai: Internationales Jugendcamp

- Samstag, 8. Mai: 13.30 bis 17.45 Uhr Besichtigung   Militärlager 
 US-Armee von 1945, M
öglichkeit zum Mitfahren in Oldtimern, Sonderausstellung zum Kriegsende
16 Uhr Start des Europalaufes (Ankunft Sportplatz)
18 Uhr Gedenkveranstaltung am alten Porzellanwerk
19.30 Uhr Fest der V
ölkerverständigung   (Festzelt   Sportplatz)


 

Langenorla, die Idee des Camps vom 6. bis 9. Mai. An diesem werden etwa 60 Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren aus Belgien, Italien, den USA und der Gemeinde Langenorla teilnehmen. Sie werden die KZ-Gedenkstätte in Buchenwald besuchen, von dort aus den seinerzeitigen Todesmarsch der Buchenwald-Häftlinge durch das Orlatal bis nach Möschlitz nachvollziehen und in Möschlitz eine Gedenkstätte pflegen. Weiterhin werden sie das Grenzmuseum in Mödlareuth besichtigen.

Allen Interessierten steht am 8. Mai auf dem Sportplatz in Kleindembach eine Sonderausstellung „Kriegsende in Thüringen" offen. Diese hat die Museologin Steffi Brion aus einem Fundus bisher noch nicht veröffentlichter Dokumente zusammengestellt, hieß es.

Zudem wird in einem alliierten Feldlager von anno 1945 historische Militärtechnik der US-Armee gezeigt. „Es geht nicht um Verherrlichung, sondern darum, ein Stück lebendige Geschichte darzustellen, wie die Soldaten lebten, wie sie aussahen, was sie an Technik hatten", erklärt Patrick Brion, Berufssoldat der belgischen Armee und Organisator des Lagers in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Langenorla. Im Arbeitskreis, der die Gedenkfeierlichkeiten im Orlatal vorbereitet und zu dem unter anderem der CDU-Landtagsabgeordnete Siegfried Wetze!, die Bürgermeisterin der Stadt Schleiz, Heidemarie Walther, Jürgen Rosenberger vom Kreissportbund Saale-Orla und Frank Reichmann vom Bildungswerk Blitz gehören, sei das geplante Feldlager intensiv diskutiert und beraten worden.


 

„Es gab eine einstimmige Entscheidung für das Lager", berichtet Georg Graven.

Am Nachmittag des 8. Mai wird auf den Spuren des einstigen Todesmarsches ein Europalauf stattfinden. Schirmherr ist Landrat Frank Roßner. Zwei Läufergruppen, gebildet aus Läufern aus Sportvereinen der Region, werden zeitgleich in Freienorla und in Köstitz starten und sich in Kleindembach treffen. Hier wird anschließend am Gedenkstein gegenüber des ehemaligen Porzellanwerkes eine zentrale Gedenkfeier stattfinden, für die Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) die Schirmherrschaft übernommen hat. „Wir erwarten dazu etwa 160 Gäste verschiedener Nationen, auch aus diplomatischen Kreisen", kündigt Georg Graven an. US-Armee, belgische Armee und Bundeswehr werden vertreten sein, der Chor Langenorla und Schüler der Grundschule Langenorla werden mitwirken.

Aussöhnung und Kennenlernen - in diesem Sinne wird am Abend das Fest der Völkerverständigung gefeiert. Zum Auftakt werden Kinder in Erinnerung an das Jahr 1945 genau 450 Luftballons mit Grüßen aus Langenorla an die Welt aufsteigen lassen. Im Anschluss wird unter anderem das „US Armee Usareur Band Brass Quintet" unterhalten.