Die militärische Besetzung Thüringens

Die Besetzung Thüringens durch die westalliierten Streitkräfte erfolgte in den ersten Aprilwochen des Jahres 1945, als der mitteldeutsche Raum in der Angriffsrichtung der 12. US Armeegruppe lag. Ende März hatten sich ihre Armeen zu der beabsichtigten Offensive formiert. Zu dieser Zeit stand die von General George S. Patton befehligte Dritte Armee unmittelbar vor der thüringischen Landesgrenze.

An der Befreiung Thüringens waren das VIII., XII. und XX. Corps der Dritten Armee beteiligt, die etwa auf gleicher Höhe den thüringischen Raum von Westen her besetzen sollten. Das VIII. Corps operierte im Zentrum zwischen dem XX. Corps im Norden und dem XII. Corps im Süden. Am 31. März hatten die Panzereinheiten des XII. Corps die Westgrenze Thüringens erreicht und standen zehn Kilometer westlich von Eisenach. Die Operationsdirektiven für Pattons Armee zielten auf die Eroberung des von den amerikanischen Militärs im Herzen Thüringens vermuteten deutschen Nachrichtenzentrums im Raum Ohrdruf - Gotha - Erfurt - Weimar ab und sahen außerdem einen raschen Vormarsch auf die thüringische Landeshauptstadt Weimar vor, die Sitz der obersten Behörden des Landes wie auch der entscheidenden militärischen Kommandostellen des Reichsverteidigungskommissars für Thüringen war.

Die amerikanische Besetzung Thüringens begann am 1. April 1945. Die ersten Einheiten der 4. Panzerdivision gingen an diesem Tag bei Creuzburg über die Werra. Panzerdivisionen des VIII. Corps operierten am 3. April und in den folgenden Tagen im Raum Gotha - Ohrdruf, die des XII. Corps bereits südlich des Thüringer Waldes im Gebiet von Schmalkalden - Suhl - Meiningen. Zur gleichen Zeit drängten Panzerdivisionen des XX. Corps in Richtung Mühlhausen nach Nordthüringen vor.

Zu dieser Zeit erhielt General Patton den Befehl, nach Erreichen der Linie Meiningen - Ohrdruf - Gotha- Mühlhausen stehenzubleiben und das Aufschließen der Ersten und Neunten Armee abzuwarten. Dadurch verzögerte sich der Vormarsch der Dritten Armee um mehrere Tage. 
Am 8. April standen die Spitzen der drei Corps an der befohlenen Haltelinie in Thüringen. Die Besetzung der nordthüringischen Stadt und Landkreise erfolgte nach dem 9. April. Seit dem 12. April konzentrierte sich der Vormarsch der amerikanischen Truppen auf den Raum von Erfurt - Weimar - Jena.

An diesem Tag traf der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte, General Dwight D. Eisenhower, in Thüringen ein und besichtigte im Kalibergwerk von Merkers in der Rhön dort eingelagerte Kunstschätze und Goldvorräte, um dann das bereits am 4. April befreite Außenlager Ohrdruf des Konzentrationslagers Buchenwald in Augenschein zu nehmen. Erfurt und Weimar wurden am 12. April besetzt, Jena am 13. April eingenommen. Das im Mittelabschnitt der Front eingesetzte VIII. Corps stieß weiter in die ostthüringische Stadt und Landkreise vor und besetzte sie bis zum 16. April. Die Eroberung Thüringens war vollzogen.

Bis zum Abzug der amerikanischen Truppen aus Thüringen hielt das VIII. Corps den größten Teil des Landes besetzt, während die um Erfurt und in Nordthüringen liegenden Gebiete des preußischen Regierungsbezirkes Erfurt mit dem thüringischen Landkreis Sondershausen vom XXI. Corps besetzt waren, welches der Siebenten U.S. Armee unterstand.