Von OTZ - Redakteurin Sandra Hoffmann,  OTZ 16.08.2003

Langenorla. Blätterteigbrezeln mit Buttercreme und Schokoladenüberzug, Anisplätzchen, Biskuitrollen, Pfannkuchen und Semmeln - das sind die Renner der Landbäckerei von Hartwig Wuckelt in Langenorla. Eine weitere Spezialität des Bäckers sind seine Spezialbrote mit Schinkenspeck, Kümmel und Zwiebel. Darüber hinaus weist die Landbäckerei eine dritte Besonderheit auf, denn am 23. Juli feierte sie ihr 100-jähriges Bestehen

„Mein Großvater Oskar Wuckelt hat die Bäckerei am 23. Juli 1903 eröffnet", berichtet Hartwig Wuckelt. Bis zu diesem Tag gab es in Langenorla kein Geschäft, in dem Backwaren verkauft wurden. Fast alle Griffe für schmackhaftes Brot und frische Brötchen führte der gelernte Bäcker Oskar Wuckelt mit der Hand aus. „Es gab zwar damals schon Maschinen, aber sie waren für die kleinen Bäckereien zu teuer und rentierten sich nicht", weiß Hartwig Wuckelt. Ab und an kam es auch vor, dass Bauern ihren fertig angerührten Teig in der Bäckerei vorbei brachten, damit Oskar Wuckelt ihn in seinem altdeutschen Ofen buk.

Mitte der 1930-er Jahre übertrug Oskar Wuckelt die Bäckerei seinem Sohn Paul Wuckelt. Er führte das Geschäft in gleichem Stil weiter. Als ausgebildeter Konditorenmeister erweiterte er jedoch sein Angebot durch Kuchen. In der Nachkriegszeit wurde Paul Wuckelt enteignet. Die Bäckerei ging in staatlichen Besitz über, doch die Familie verdiente mit ihr weiterhin ihren Lebensunterhalt.

1972 übernahm Hartwig Wuckelt die Bäckerei, die er zunächst umbaute. Der altdeutsche Ofen wurde durch einen Umwälzofen und 1994 durch einen modernen Heißluftofen ersetzt. Bis heute investierte der inzwischen 60-Jährige rund 400 000 Mark. Neben seiner Frau Vera Wuckelt arbeitet derzeit die Angestellte Jana Patzer in der Bäckerei, die in Orlamünde zwei Verkaufsstellen beliefert, mit.

1973 kaufte Hartwig Wuckelt die Bäckerei zurück und machte sich selbstständig. „1972/73 lief es gut", erinnert sich der Vater zweier Kinder. „Ich hatte viel Kundschaft aus Pößneck und den umliegenden Dörfern." Inzwischen habe sich die Situation jedoch zu einem Kampf ums Überleben entwickelt. Zum einen steigen die Kosten für Strom und Öl, zum anderen ist der Umsatz rückläufig. „In jedem Einkaufscenter gibt es eine Bäckerei", nennt Hartwig Wuckelt einen Konkurrenten. Von Bedeutung ist für ihn auch die Gebäck-Firma Griesson bei Kahla. „An deren Preise im Werksverkauf komme ich nicht ran", fährt der 60-Jährige fort. Ungünstig wirke sich zudem die ländliche Lage der Bäckerei aus.

Um die existenziellen Probleme vieler Bäckereien wissen nicht zuletzt die Bäckerinnungen. „Nicht nur die Ökosteuer, auch die allgemein schlechte Wirtschaftslage macht uns zu schaffen", sagt Michael Möbius, stellvertretender Obermeister der Bäckerinnung Gera. Hinzu käme, dass wegen der diesjährigen schlechten Ernte noch offen sei, ob die Mehlpreise steigen. (mit Änderung der Jahreszahlen Ch. Hildebrand)