Überleben auf niedrigem Niveau           aus der OTZ  vom 10.01.2007

Kleinbauer Matthey errichtet eine Scheune aus Bauresten und Abbruchsteinen, um sich diese leisten zu können - Klage gegen Förderpraxis
                               von OTZ-Redakteur Peter Cissek,        

Langendembach. ,,Wir kleinen Landwirte haben von der Dorferneuerung nicht profitiert, obwohl wir es sind, die die ursprünglichen Dorfbilder erhalten." Das bedauerte der in Langendembach tätige Vorsitzende des Thüringer Verbandes der Landwirte im Nebenberuf e.V., Klaus-Peter Matthey. Der Verband bereite derzeit eine Klage gegen die gängige Förderpraxis vor.
,,Bei der Dorferneuerung werden mit Fordermitteln Gehwege, Straßenlaternen und ähnliches errichtet. Aber an den Erhalt der Arbeitsplatze in Kleinstunternehmen und bei den Bauern in den Dorfern wird dabei nicht gedacht", sagte der 48-Jährige der OTZ. Durch Hartz IV Und 
Ein-Euro-Jobber werde das Problem auf dem Lande verschärft, well Tätigkeiten wie Straßengräben errichten, Grünanlagen pflegen oder Baume beschneiden von ABM-Kräften ausgeübt und nicht ausgeschrieben würden. ,,Da ist unsereins chancenlos. So kann das nicht weitergehen." Matthey beklagte, dass in Gemeinden wie Langenorla mit Dorferneuerungsmitteln Vereinsheime errichtet würden, die den Gastronomen das Leben schwer machen. ,,In manchen Vereinsheimen stehen Theken, welche sich viele Wirte nicht leisten könnten." Wenn Vereine Feste ausrichten, könne kein Kneiper preislich mithalten. Matthey hielte es für besser, wenn statt der teuren Vereinsheime Vereinsraume in Wirtshäusern wie in den alten Bundesländern installiert würden. ,,Das würde mit dazu beitragen, dass die Gaststätten und Geschäfte im Dorf überleben könnten." Auch Geflügelvereine und Imker - früher ein fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft - stürben immer mehr aus.
Wahrend Nebenerwerbslandwirte und Kleinbauern ebenso Steuern entrichten müssten wie Agrargenossenschaften, würden sie bei der Vergabe von Fördermitteln gegenüber den Großen klar benachteiligt, findet Matthey. Ihm klingt der Vorwurf von Behördenmitarbeitern, er sei nur Landwirt im Nebenberuf, er habe doch noch ein Haupteinkommen, immer wieder in den Ohren. Als er seine Anbauten errichtete, konnte er nicht auf Fördermittel zurückgreifen, sondern setzte stattdessen Abbruchsteine und Baureste ein, um sich das Vorhaben überhaupt leisten zu können. So wird es auch wieder sein, wenn er demnächst eine Scheune zur Lagerung von Futter und zum Unterstellen der Technik bauen wird.
Inzwischen betreibt er die Land- und Forstwirtschaft im Haupterwerb. Seinen Weg in die Selbstständigkeit wagte er über eine Ich-AG. Den Schwerpunkt bildet die Tierzucht mit 24 Mutterkühen. Aber auch Ziegen, Schweine und Geflügel, darüber hinaus Pferde zur Landschaftspflege werden in dem Familienbetrieb aufgezogen. ,,Bislang habe ich meine Tiere an den Viehhandel veräußert, künftig über die Ökovereinigung Mitteldeutschland." Für Kleinbauern, wie er es ist, sieht Matthey nur zwei Möglichkeiten, um zu überleben. ,,Entweder die Umstellung auf Bioprodukte oder die Haltung seltener Rassen." Der Vorsitzende des Thüringer Nebenerwerbslandwirte-Verbandes, der im Freistaat 62 und im Saale-Orla-Kreis drei Mitglieder zählt, hat vor einem Jahr auf Bio umgestellt und erwartet im September die Anerkennung. ,,Wenn man so arbeitet wie unsere Vorfahren, fallt die Umstellung nicht schwer."